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ein jahr

electricdress ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::oder
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Electricdress goes shipping, das waren drei Tage unter der überschrift: queer + feminist + workshop + fest.
Sechs Veranstaltungstechnik- Workshops, umrahmt von Filmbeiträgen - zusammengestellt von entzaubert Berlin, einer Performance von PUMP aus Bremen und einer Party gestaltet von homoelektrik Leipzig. In Form eines Workshop - Festivals fand vom 5. bis 7. September 2008 auf dem Theaterschiff Potsdam die zweite Veranstaltungsreihe der Initiative electricdress statt.
Rund 50 Personen nahmen an diesem Wochenende an sechs Workshops teil und nutzten die Gelegenheit, erste Einblicke in veranstaltungstechnisch/ künstlerische Bereiche wie Licht-, Aufnahme- und Tontechnik, circuit bending, VJing oder Raumgestaltung zu erhalten. Wir erlebten ein Wochenende, an dem auf Theorie gleich die Praxis folgte. Erlerntes wurde bei den stattfindenden Abendveranstaltungen angewandt und umgesetzt.
Mit dem Angebot geht es der Initiative um eine theoretische und praktische Zugangserleichterung für Frauen, Mädchen und Trans im veranstaltungstechnischen Bereich, um im öffentlichen Raum agieren zu können und Veranstaltungen autonom durchzuführen.
Wenn für uns die Notwendigkeit bestand, die Workshops im Ausschluss von männlich geborenen und sozialisierten* Menschen durchzuführen, so ist das Festival grundsätzlich geschlechteroffen gewesen. Wir handeln mit dem Bewusstsein um konstruierte Geschlechterrollen und dem Vorhaben, diese aufzubrechen und zu demontieren. Dabei geht es um einen offenen Prozess der strukturellen Veränderung in Potsdam und nicht (nur) das Zurückziehen in von uns geschaffene abgegrenzte Räume.
Bleibt festzustellen, dass an den Workshops und Veranstaltungen auffallend viele Nicht Potsdamer_innen partizipiert haben. Nun könnten wir mutmaßen, ob für Menschen aus dieser Stadt das Konzept electricdress mit Berührungsängsten oder dem Gefühl der Ablehnung verbunden ist. Wahrscheinlich ist es uns nicht gelungen, das Anliegen von elctricdress transparent genug darzustellen. An der Stelle sind wir auf Feedback von außen besonders angewiesen.
Nach Sondierung der Möglichkeiten und vielfacher Bewerbung um einen Veranstaltungsort stellte sich das Theaterschiff als einzige realisierbare Möglichkeit für unser Konzept heraus. Außerdem bot das Schiff die Chance, unsere Inhalte über den Szenezusammenhang hinaus einer breiteren öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Unterstützung und Fürsprache und letztlich das große Vertrauen der Theaterschiffbesetzung hat natürlich bei der Ortswahl eine nicht unbedeutende Rolle gespielt.
electricdress wurde zum Teil durch LOS Potsdam, den ASten der Fachhochschule und der Universität Potsdam finanziell unterstützt. Die Förderung war u. a. Basis, die Workshops in dem Format durchführen zu können (Bereitstellung von Räumlichkeiten, Materialien und bezahltem Fachpersonal).
Das Bespielen eines Ortes, in dem nicht unentgeltlich gearbeitet wird, wie es beim Theaterschiff der Fall ist, zwang uns, ökonomischer zu planen und teilweise die Gestaltung der Veranstaltungen danach auszurichten.
Erfahrungsgemäß gegenüber stehen sich nun vier Wintermonate mit einem kontinuierlichen Workshopverlauf (Januar bis April), Veranstaltungen und inhaltlichen Auseinandersetzungen im Spartacus sowie ein Wochenendfestival mit 2 Tagen Workshops und Diskussionen auf dem Theaterschiff.
Der Projektstart im damaligen Spartacus war sicherlich für alle Seiten nicht ohne Haarausfall über die Bühne gegangen. Die Haltung gegenüber electricdress schwankte zwischen aktiver Unterstützung, der Einsicht zur Notwendigkeit eines solchen Projektes oder Verständnislosigkeit, vielleicht auch begleitet von dem Gefühl der Ausgrenzung (Workshopteilnahme war auch dort auf Frauen, Mädchen und Trans beschränkt). Gründe liegen in arbeitsalltäglichen Belastungen, Doppelfunktionen, fehlender Kommunikation, ungenügend geklärten Erwartungen sowie unterschiedlichen Ansprüchen, um nur einige Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zu benennen.
Wichtig dazu die Erfahrung, dass es vom Theaterschiff eine eindeutige Willensbekundung zum inhaltlichen Konzept von electricdress gab. Sicherlich war es für die inzwischen aus 9 Personen bestehende electricderess Orgacrew einfacher, die Initiative nach außen dazustellen. Ganz banal erleichtert ein mittlerweile besserer technischer Wissensstand und mehr Erfahrung die Planung und Durchführung.
An der Stelle sei auf jeden Fall noch gesagt, dass es ohne den langen Prozess im Spartacus electricdress in der Form vermutlich nicht geben würde. Der Spartacus war wichtiger Impuls und Wegbegleiter_in für die Initiative. Die Sollbruchstellen, die e-dress in der Arbeit im Spartacus erlebt hat, sind richtungsweisend für unsere Entwicklung und zeigen auf, an welchen Stellen Handlungsbedarf ist.
Inzwischen ist die Initiative electricdress Ausgangspunkt für das Entstehen anderer Projekte. Ein für unsere Begriffe sehr spannendes ist "do it herself", das in Leipzig angelaufen ist.
Was hat electricdress weiterhin vor? Kommt electricdress nun ins Museum und wir gehen endlich entspannt tanzen? Oder müssen wir vielleicht doch noch ein bisschen was dafür tun...

Noch mal zur Erinnerung:
Die Initiative versteht sich als queerfeministisches Format zur Förderung von Frauen und Mädchen im veranstaltungstechnischen Bereich. Sie sieht sich als eine Plattform für Austausch, Vernetzung und für eine geschlechterübergreifende Diskussion emanzipativer gesellschaftlicher Entwicklungen jenseits geschlechtlicher Zuschreibungen. Neben dem Wunsch, in der Praxis lernen zu wollen, möchte electricdress auch kreieren und zwar nicht ausgelagert aus dem bestehenden Raum, sondern mittendrin. Und genau deswegen gibt es das Konzept, Workshops in Verbindung mit Veranstaltungspraxis in Potsdam durchzuführen.

*mit Ausnahme von männlich geborenen und sozialisierten Menschen, die sich als Frau definieren